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Gemeinsam durch dick und dünn

Verfasst im Bereich Aktuelles am Dienstag, 20 September 2016.

Gemeinsam durch dick und dünn
Körpersprache Mensch und Hund
Wie ein Hund sich fühlt, das kann man ihm mit etwas Beobachtungsgabe und Übung ansehen. Zum Beispiel, ob er seine Rute fröhlich aufrecht trägt oder ob er sie ängstlich zwischen die Hinterläufe eingeklemmt hat. Auch die Ohren sind verräterisch: Wenn er sie auf „fröhlich“ stellt, dann sind sie ganz nach oben oder ganz nach vorn ausgerichtet. Bei Angst legt er seine Ohren eher an oder lässt sie nach unten hängen.

Und wenn sich dein vierbeiniger Gefährte duckt, dann will er damit womöglich sagen „Bitte tu’ mir nichts“. Auch ein Blick sagt viel über sein Gefühlsleben: Hat er vor etwas Angst, dann starrt er es unentwegt an. Mit seiner Körpersprache kann jede Fellnase also sehr viel ausdrücken.
Du kennst die Gefahren
Angst ist übrigens ganz und gar kein unsinniges Gefühl. Menschen und Tiere brauchen es, damit sie Gefahren erkennen und sich davor schützen können. Wenn du bei Rot über die Straße laufen müsstest, hättest du zu Recht Angst – das ist lebensgefährlich! Also wartest du auf Grün. Das haben dir deine Eltern irgendwann einmal beigebracht. Und so hast du viele andere Situationen im Leben kennengelernt und kannst einschätzen, wann etwas gefährlich ist und wann nicht. Und was du tun musst, damit du sicher durch den Straßenverkehr kommst (nämlich auf die Ampel drücken).

Er braucht eure Hilfe
Ein Hundekind sollte in seinen ersten Lebensmonaten so viel wie möglich kennenlernen, damit es später richtig einschätzen kann, wie es damit umgehen soll: Andere Artgenossen, andere Tiere, Menschen, Gegenstände, Geräusche, Autos und so weiter. Aber nicht jeder fellige Freund bekommt so eine gute Vorbereitung aufs Leben. Und deshalb kann ihm sogar eine Plastiktüte, die sich plötzlich bewegt, einen gehörigen Schrecken einjagen – einfach weil er nie gelernt hat, ob das nun ein gefährliches „Ding“ ist oder nicht. Das ist nur ein Beispiel, wovor er Angst haben kann. Sich zu fürchten ist kein angenehmes Gefühl! Ein Hund, der sehr oft sehr viel Angst hat, kann sogar krank werden davon. Also tut ihm was Gutes: Bringt ihm bei, was er machen soll, wenn ihm Angst und Bange wird.

Bitte nicht trösten!
Klingt ein bisschen gemein, oder? Ist aber ein ganz wichtiger Tipp im Umgang mit einem ängstlichen Vierbeiner. Der Grund hat wieder etwas mit Sprache zu tun: Der Hund versteht eure Worte nicht, wenn ihr zum Beispiel sagt „Ach komm’, du musst doch keine Angst haben ...“ Bei ihm kommt nur diese Botschaft an: „Oh, die reden so komisch mit mir, die wollen mich beruhigen. Dann ist ja wohl wirklich etwas nicht in Ordnung, Hilfe!“ Und er wird eher noch ängstlicher. Genauso wirkt es auf ihn, wenn ihr ihn streichelt oder sogar auf den Arm nehmt. Immer versteht er es so, als ob ihr ihm damit signalisiert: „Ja, Du hast ganz Recht, da ist etwas gefährlich!“ So denkt nun mal dein felliger Kumpel.

Die Angst verlernen
Das allerbeste Mittel, euren Vierbeinern die Angst zu nehmen, seid ihr. Denn von euch guckt er sich ganz viel ab. Wenn ihr also ganz ruhig bleibt in einer „brenzligen“ Situation, regt sich auch euer Hund nicht so auf. Und es gibt ein paar Tricks, die ihm helfen, seine Angst ganz allmählich abzubauen:

- Wenn der Hund sich vor etwas fürchtet – Mensch, Tier, Gegenstand – tut so, als würdet ihr es gar nicht bemerken. Der Hund versteht das so: „Hm, die gucken da noch nicht mal hin, dann haben die ja wohl kein bisschen Angst davor ...“

- Auch das Bogengehen ist sehr wirkungsvoll. Zum Beispiel, wenn er draußen vor etwas Angst hat. Bogengehen geht so: Ihr nehmt ihn ruhig und ohne Worte, aber ganz freundlich (wie in einem Stummfilm) an die Leine und macht mit ihm gemeinsam einen großen Bogen um das Bedrohliche. So groß, dass euer vierbeiniger Begleiter kein bisschen Angst haben muss – das erkennt ihr ja mittlerweile an seiner Körpersprache.

- Vielleicht wisst ihr schon, was euer Hund fürchtet, zum Beispiel ein Baustellenschild an der Straße. Das nächste Mal, wenn ihr dort gemeinsam vorbeigeht, nehmt ihr euren Hund sehr rechtzeitig auf eure andere Körperseite, so dass er nicht direkt an dem Schild (oder was auch immer) vorbei laufen muss. Macht das möglichst so rechtzeitig, dass er gar nicht erst Angst kriegen muss.

Auf diese Weise lernt euer vierpfotiger Freund allmählich, dass er vor gewissen Dingen gar keine Angst haben braucht. Er wird immer sicherer an eurer Seite. Das kann manchmal lange dauern, aber ihr habt doch bestimmt Geduld. Wie echte Hundeversteher eben!

Aus Fachmagazin special for groomer / Ausgabe 5
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